Maulkorb für Hunde: Darauf solltest du achten

Maulkörbe scheiden die Geister der Hundebesitzer*innen: Die einen verbinden damit nur etwas schlechtes und lehnen den Gebrauch komplett ab, andere sehen im Maulkorb eine hilfreiche Unterstützung und nutzen ihn fast täglich. Tatsächlich kann ein Maulkorb in bestimmten Situationen sehr sinnvoll sein, um deinen Hund und auch andere Menschen und Tiere zu schützen. In diesem Artikel erfährst du, wann dein Hund einen Maulkorb tragen sollte, welche Arten von Maulkörben es gibt, wie du den richtigen Maulkorb findest und wie du deinen Hund an das Tragen eines Maulkorbs gewöhnen kannst.

Was genau ist ein Hundemaulkorb?

Ein Hundemaulkorb gehört zur Hundeausrüstung. Er wird über den Mund und die Nase eines Hundes gelegt, um z.B. Beißen zu verhindern. Es gibt verschiedene Arten von Maulkörben. Hauptsächlich unterscheiden sie sich in ihren Materialien. Dabei sind einige Maulkörbe für kurze Zeiträume gedacht, während andere für längere Zeiträume geeignet sind.

Wann ist ein Maulkorb Pflicht?

Es gibt verschiedene Situationen, in denen das Tragen eines Maulkorbs beim Hund ein Muss ist, z.B.:

• In öffentlichen Verkehrsmitteln, wie der Deutschen Bahn. Hier müssen Hunde angeleint sein und einen Maulkorb tragen.

• Bei internationalen Reisen. Im Ausland gelten ähnliche Regeln für Bus und Bahn, zusätzlich besteht für manche Hunderassen in einigen Regionen eine generelle Maulkorbpflicht. Informiere dich also immer vorab über die Regelungen des jeweiligen Landes, bevor du mit deinem Hund verreist. 

• Wenn dein Hund zu einer bestimmten Hunderasse gehört. Für bestimmte Hunderassen (Listenhunde) besteht eine Maulkorbpflicht. In manchen Fällen kann diese Regelung durch einen Wesenstest aufgehoben werden. Informiere dich einmal ausführlich, welche Regelungen für deinen Hund in deinem Bundesland gelten. 

In welcher Situation hilft der Maulkorb?

Es gibt zudem Situationen, in denen das Tragen eines Hundemaulkorbs hilfreich sein kann. Diese sind z.B.:

• Beim Tierarzt: Um den Tierarzt und andere Tiere während einer Untersuchung oder Behandlung zu schützen. Manche Hunde beißen beispielsweise, wenn sie Schmerzen empfinden.

• Bei öffentlichen Veranstaltungen: Um andere Besucher und deinen Hund zu schützen.

• Bei Angriffen oder Aggressionen: Um andere Tiere oder Personen zu schützen.

• Während Trainingseinheiten: Um unerwünschtes Beißen zu verhindern.

• Bei Hunderennen oder anderen Wettbewerben: Um unerwünschtes Beißen oder Kämpfe zu verhindern.

• Bei bestimmten Behinderungen oder Verletzungen des Hundes: Um die Wunden zu schützen. So kann beispielsweise verhindert werden, dass der Hund über seine Wunden leckt. Besonders für Hunde, die ungern einen „Trichter” tragen, kann der Maulkorb eine gute Alternative sein. 

• Bei Verdacht auf Giftködern: Um deinen Hund vor einer Vergiftung oder Schlimmerem zu schützen, besonders wenn er ein „Allesfresser“ ist.

Der Hundemaulkorb als Schutz vor Giftködern

Ein Maulkorb kann deinen Hund vor versehentlichem Verzehr von Giftködern schützen, indem er verhindert, dass er Gegenstände im Freien aufnimmt. Dabei ist wichtig zu beachten, dass ein Maulkorb nicht zu 100% vor Giftködern schützt. Manche Maulkörbe ermöglichen einem Hund sogar das Fressen. Darauf solltest du unbedingt achten, wenn du den Maulkorb als Giftköder-Schutz einsetzen möchtest. Um deinen Hund bestmöglich zu schützen, empfiehlt sich zusätzlich ein Anti-Giftköder-Training.

Wie du siehst, kann ein Maulkorb deinen Hund in einigen Situationen schützen und sogar ein sehr sinnvolles Hilfsmittel sein. Beachte allerdings immer, dass ein Hundemaulkorb nicht als Dauerlösung für unangemessenes Verhalten verwendet werden sollte. Zeigt dein Hund unerwünschtes Verhalten, versuche immer die Ursache zu identifizieren und direkt an den Auslösern zu arbeiten. In unseren Online-Kursen findest du zahlreiche Experten-Tipps und Übungen für Erziehung, Training, positive Verstärkung und mehr. 

Welche Maulkorb-Arten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Maulkörben für Hunde, die jeweils für bestimmte Bedürfnisse und Situationen geeignet sind:

Drahtkorb

Dieser Maulkorb besteht, wie sein Name schon sagt, aus Draht. Er ist besonders robust, weswegen er gut als Beißschutz geeignet ist. Dabei bietet der Drahtkorb einen guten Tragekomfort und ermöglicht dem Hund zu hecheln und zu trinken.

Lederkorb

Lederkörbe sind weicher und bequemer für den Hund als Drahtkörbe. Daher eignen sie sich besonders für Hunde, die einen hohen Tragekomfort benötigen. Diese Maulkörbe sind atmungsaktiv und ermöglichen genügend Bewegungsfreiheit. Da sie jedoch weich und biegsam sind, eignen sie sich nicht für Hunde, die stark zerren oder dazu neigen, ihren Maulkorb selbst abzuziehen. Außerdem ist ein Maulkorb aus Leder nicht so langlebig wie z.B. ein Maulkorb aus Draht.

Gitterkorb

Gitterkörbe sind ähnlich wie Drahtkörbe, aber leichter und flexibler, da sie meist aus Kunststoff bestehen. Sie eignen sich gut für Hunde, die gerne knabbern oder beißen, aber nicht aggressiv sind. Auch hier hat der Hund genügend Freiraum zum Hecheln und Trinken.

Schnallenkorb

Diese Art von Maulkorb wird mit Riemen und Schnallen befestigt. Er eignet sich für Hunde, die keine starke Kraft beim Beißen oder Kauen besitzen. Schnallenkörbe bieten eine gute Sichtbarkeit und Atmungsaktivität für den Hund und können leicht an- und ausgezogen werden. Der Schnallenkorb ist jedoch nicht geeignet für Hunde mit einem starken Beißinstinkt oder für diejenigen, die versuchen, ihren Maulkorb abzustreifen.

Biothane-Maulkörbe

Biothane-Maulkörbe sind für alle Hunderassen geeignet und werden in manchen Fällen sogar nach Maß angefertigt. Sie bestehen aus Polyestergewebe und sind besonders leicht einzustellen. Da sie robust, strapazierfähig und wasserabweisend sind, eignen sie sich insbesondere für aktive Hunde, die bei jedem Wetter draußen sind. Außerdem sind sie auch für Hunde mit empfindlicher Haut oder Allergien geeignet, da sie hypoallergen sind.

Maulkörbe aus weicheren Materialien

Ein Maulkorb aus weichen Materialien, wie z. B. Stoff oder Nylon, eignet sich besonders für Hunde, die nur gelegentlich einen Maulkorb benötigen. Das kann z.B. beim Tierarztbesuch oder beim Transport im öffentlichen Nahverkehr sein. Diese Maulkörbe sind leicht und komfortabel für den Hund und bieten einen guten Schutz für diesen kurzen Zeitraum. Jedoch ist die Passform bei Stoff- und Nylonmaterialien oft schwieriger einzustellen, weswegen sie nicht dauerhaft getragen werden sollten. Zudem sind diese Maulkörbe nicht so stabil wie Maulkörbe aus anderen Materialien. Sie können bei starkem Zug oder Beißen leichter beschädigt werden. Beachte auch unbedingt, dass Maulkörbe aus Stoff und Nylon nicht atmungsaktiv sind. Das kann besonders bei heißem Wetter sehr unangenehm für deinen Hund sein.

Maulkorb aus Silikon

Maulkörbe aus Silikon eignen sich besonders für Hunde, die keine Beißabsicht haben. Auch bei Hunden, die aufgrund von Angstzuständen oder Verhaltensproblemen den Maulkorb oft tragen müssen, kann ein Silikonmaulkorb eine gute Wahl sein, da er besonders angenehm zu tragen ist. Jedoch lässt er sich nicht individuell auf deinen Hund anpassen und bietet nur geringen Beißschutz.

Wie finde ich den passenden Maulkorb für meinen Hund?

Die Vielzahl an unterschiedlichen Maulkörben kann es zu einer echten Herausforderung machen, den passenden Maulkorb für deinen Hund zu finden. Diese Schritte helfen dir:

1. Den Zweck des Maulkorbs bestimmen

Überlege, wofür du den Maulkorb benötigst. Möchtest du deinem Hund den Maulkorb nur während der Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch beim Spazierengehen anziehen? Je nach Verwendungszweck kann ein anderes Material oder eine andere Passform besser geeignet sein. Beachte dabei, dass jedes Material seine eigenen Vor- und Nachteile hat. Leder ist langlebig und komfortabel, aber kann teurer sein. Silikon ist leicht und bequem, aber nicht so robust. Unsere Liste oben und die Angaben der verschiedenen Hersteller helfen dir bei der Wahl des richtigen Maulkorbs weiter. 

2. Die richtige Maulkorb-Größe ausmessen

So bestimmst du die richtige Maulkorb-Größe für deinen Hund:

1. Kopfumfang messen: Lege ein Maßband oder ein Stück Schnur direkt hinter die Ohren um den Kopf deines Hundes und miss die Breite.
2. Nasenrücken messen: Miss von der Nasenspitze zur Augenlinie und die Länge des Nasenrückens.
3. Schnauzen-Umfang messen: Miss den Umfang der Schnauze nach demselben Prinzip, nach dem du auch den Kopfumfang gemessen hast. 
4. Zugabe von 1-2 cm Länge und 2-4 cm Umfang: Um die passende Größe zu erhalten, füge noch den angegebenen Spielraum hinzu.

3. Hersteller vergleichen und Größen abgleichen

Vergleiche die Maßangaben deines Hundes mit den Größenangaben des Maulkorbs. Einige Hersteller geben die Kopfumfangs-Messung an, während andere die Länge des Maulkorbs vom Nacken zum Mund messen. Vergewissere dich, dass du die richtigen Maße verwendest.

4. Sitz & Passform: Wie sitzt ein Maulkorb richtig?

Sobald du den richtigen Hundemaulkorb gefunden hast, solltest du ihn deinem Hund natürlich anprobieren. Überprüfe, ob er bequem sitzt und ob dein Hund bequem atmen, hecheln und trinken kann. Es ist wichtig, dass der Maulkorb sicher sitzt und nicht verrutschen oder herunterfallen kann. An den Stellen, an denen er anliegt, sollte er außerdem sehr weich oder gepolstert sein. Der Maulkorb sollte deinen Hund auch nicht in seiner Bewegungsfreiheit einschränken. Ein gut sitzender Maulkorb darf ihn nicht davon abhalten, seine Umgebung zu erkunden.

Wie gewöhne ich meinen Hund an den Maulkorb?

Um deinen Hund an den Maulkorb zu gewöhnen, ist es wichtig, eine positive Einstellung zu fördern. Dabei hilft kleinschrittiges Maulkorbtraining. Probiere Folgendes: 

1. Verwende einen leeren Maulkorb: Leg den leeren Maulkorb neben deinen Hund und belohne ihn, wenn er ihn beschnüffelt.
2. Mache den Maulkorb zu einem Spielzeug: Verbinde das Tragen des Maulkorbs mit positiven Erfahrungen, indem du deinem Hund ein Spielzeug oder eine Belohnung im Maulkorb gibst.
3. Übe das Tragen des Maulkorbs: Nachdem du einige Tage die vorherigen Schritte geübt hast, beginne, den Maulkorb länger anzulassen. Belohne deinen Hund, wenn er ruhig und entspannt ist.
4. Erhöhe die Dauer des Tragens: Übe das Tragen des Maulkorbs in kurzen Abschnitten und erhöhe allmählich die Dauer. Mach das so lange, bis dein Hund den Maulkorb für längere Zeit ohne Unbehagen tragen kann.

Es ist wichtig, dass du geduldig bleibst und deinen Hund nicht überforderst. Belohne deinen Hund regelmäßig und gib ihm Pausen, wenn er unruhig wird. Wenn du Probleme beim Maulkorbtraining hast, solltest du deinen Hundetrainer / deine Hundetrainerin fragen.

Vor- und Nachteile von Maulkörben

Der Einsatz eines Maulkorbs kann für Besitzer*innen schwierig zu entscheiden sein. Unterstützend haben wir dir hier die wichtigsten Vor- und Nachteile von Maulkörben zusammengefasst:

Vorteile eines Maulkorbs

• Verhindert Beißvorfälle
• Schutz für andere Tiere und Menschen
• Erlaubt den Zugang zu öffentlichen Orten/Verkehrsmitteln
• Hilft bei Angstzuständen

Ein Hund, der regelmäßig beißt oder ein hohes Aggressionspotential hat, sollte immer einen Maulkorb tragen, wenn er sich in der Öffentlichkeit befindet. Dies schützt andere Tiere und Menschen vor Verletzungen. Beachte dabei, dass viele öffentliche Orte den Zugang für Hunde ohne Maulkorb verbieten, um die Sicherheit aller Besucher zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig zu erwähnen, dass ein Maulkorb nicht dazu dient, einen Hund zu bestrafen. Er soll vielmehr seine Sicherheit und die anderer Menschen und Tiere gewährleisten.

Hat ein Hund Angstzustände, kann ein Maulkorb helfen, ihn zu beruhigen, da er ihm ein Gefühl der Sicherheit gibt. Es ist jedoch wichtig, Angstzustände bei einem Hund nicht zu ignorieren und stattdessen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um das ursprüngliche Problem auf Dauer zu lösen.

Besonders Hunde, die aus dem Tierschutz kommen, zeigen die oben beschriebenen Verhaltensweisen häufiger. Falls du mehr über den richtigen Umgang mit Tierschutzhunden erfahren möchtest, hilft dir dieser Online-Kurs. Hundetrainerin und Tierheimleiterin Ute Heberer zeigt hier, wie du auf problematisches Verhalten von Tierschutzhunden eingehen kannst und wie du einen positiven Start mit deinem neuen Vierbeiner erreichst.

Nachteile eines Maulkorbs

• Kann Angstzustände verschlimmern
• Beeinträchtigt Kommunikation und Interaktion mit anderen Hunden
• Kann für den Hund unangenehm sein

Passt ein Maulkorb nicht richtig, sitzt nicht bequem und schränkt das Atmen und Trinken des Hundes ein, können möglicherweise Angstzustände auftreten. Auch wenn der Hund nicht in der Lage ist, seine Umgebung zu erkunden oder zu kommunizieren, kann dies Angst auslösen. Ein zu langer Einsatz des Maulkorbs kann ebenfalls zu Angstzuständen führen, da er das natürliche Verhalten des Hundes beeinträchtigt. Es ist daher sehr wichtig, einen Maulkorb zu wählen, der bequem und sicher sitzt und den Hund nicht einschränkt.

Insbesondere beim ersten Tragen kann ein Maulkorb unangenehm für den Hund sein. Es ist wichtig, ihm Zeit zu geben, sich an den Maulkorb zu gewöhnen und ihn in einer positiven Umgebung zu trainieren. 

Ist ein Maulkorb Tierquälerei?

Es hängt von der Art und Weise ab, wie ein Maulkorb verwendet wird, ob er als Tierquälerei angesehen werden kann. Wenn dein Hund an den Maulkorb gewöhnt ist, er richtig passt, bequem sitzt und ihm ermöglicht, frei zu atmen und zu trinken, wird er das Tragen als ganz selbstverständlich ansehen. Wenn der Maulkorb jedoch zu eng sitzt oder den Hund behindert, kann es äußerst unangenehm für den Hund werden. Daher ist es sehr wichtig, dass ein Maulkorb ordnungsgemäß verwendet wird, um das Wohlbefinden des Hundes zu gewährleisten. Bist du dir unsicher, welche Größe bzw. welches Material das richtige für deinen Hund ist, frag am besten im Fachhandel nach und lass dich entsprechend den individuellen Bedürfnissen deines Hundes beraten. 

Checkliste für erfolgreiches Verwenden vom Maulkorb

Abschließend findest du hier noch die wichtigsten Dinge für die Verwendung von Maulkörben:

1. Passgenauigkeit: Stelle sicher, dass der Maulkorb die richtige Größe hat, damit dein Hund bequem atmen und trinken kann.
2. Komfort: Vergewissere dich, dass der Maulkorb bequem sitzt und deinen Hund nicht einschränkt.
3. Sicherheit: Überprüfe, dass der Maulkorb sicher befestigt ist und nicht verrutschen oder herunterfallen kann.
4. Anwendungszweck: Überlege, wofür der Maulkorb benötigt wird, und wähle das Material und die Passform entsprechend. Verwende den Maulkorb nicht als Bestrafung.
5. Training: Gewöhne deinen Hund langsam durch positive Verstärkung an den Maulkorb.
6. Verhalten des Hundes: Achte auf das Verhalten deines Hundes, um sicherzustellen, dass er sich mit dem Maulkorb wohlfühlt und keine Angstzustände entwickelt.
7. Regelmäßig überprüfen: Überprüfe regelmäßig, ob der Maulkorb deines Hundes noch richtig passt und ob er beschädigt oder abgenutzt ist.