Wenn der Hund in die Leine beißt: Ursachen und Lösungsansätze

Ein Labrador zieht an seiner Leine.
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Jeder Hundebesitzer hat es vermutlich schon einmal erlebt: Bei einem entspannten Spaziergang beginnt der Hund plötzlich in seine Leine zu beißen. Aus der vermeintlich schönen Gassirunde wird ein nervenaufreibendes Tauziehen mit dem Hund. Doch warum beißt ein Hund eigentlich in die Leine und wie bringe ich ihm bei, dass dieses Verhalten unangebracht ist? In diesem Artikel bekommst du die Antwort und erfährst, was dir und deinem Hund helfen könnte.

Warum beißen Hunde in die Leine?

Das Beißen in die Leine ist kein ungewöhnliches Problem und kann verschiedene Ursachen haben: 

Ein Hund und seine Besitzerin joggen.
Zu wenig körperliche und geistige Anregung kann dazu führen, dass dein Hund in die Leine beißt.

Langeweile 

Manchmal ist die Ursache ganz einfach: Langeweile. Wenn dein Hund nicht genug geistige oder körperliche Auslastung bekommt, kann das Beißen in die Leine eine Art Spiel für ihn werden. Dieses Verhalten kommt häufig bei Welpen und Junghunden zum Vorschein, die schlicht etwas spannenderes als Spazierengehen machen wollen. Die Leine ist die direkte Verbindung von deinem Hund zu dir. Er nutzt sie, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen und dir zu sagen: Lass uns lieber Spielen!

Falsches Training

Unzureichendes Training oder falsch angewandte Trainingstechniken können deinen Hund verwirren oder frustrieren. Die Folge kann dann unter anderem das Beißen in die Leine sein. Es kann sein, dass du das Verhalten sogar versehentlich belohnst. Wenn dein Hund in die Leine beißt, richtest du daraufhin deine Aufmerksamkeit auf ihn. So lernt dein Hund, dass dieses Verhalten ihm die gewünschte Aufmerksamkeit bringt. Anstatt ihm allerdings die volle Aufmerksamkeit zu widmen, hilft es oft, dieses Verhalten zu ignorieren. Versuche nicht, deinem Hund die Leine zu entziehen, sondern bleibe stehen oder lass die Leine sogar fallen, bis sie dein Hund loslässt. Belohne ihn sofort für das gewünschte Verhalten und setz euren Spaziergang fort.

Psychologische Gründe für das Beißen in die Leine

Manchmal beißen Hunde aus Angst oder Unsicherheit in die Leine. Dies ist häufig der Fall, wenn der Hund eine schlechte Erfahrung gemacht hat oder sich in einer unbekannten Situation befindet. In solchen Fällen dient das Beißen als Ablenkung oder Selbstberuhigung.

Einige Hunde zeigen durch das Beißen in die Leine Dominanz oder den Wunsch nach Kontrolle. Das kann insbesondere bei Rassen der Fall sein, die einen starken Charakter haben. Ein Hund, der in die Leine beißt, um Dominanz zu zeigen, testet oft die Grenzen seiner Besitzerin/ seines Besitzers und versucht, die Kontrolle über die Situation zu erlangen. Dies kann entweder der Versuch sein, eine Führungsrolle im „Rudel“ einzunehmen, oder ein Ausdruck des Unbehagens mit der Art und Weise, wie der/die Besitzer*in die Leine handhabt. In solchen Fällen kann das Beißen in die Leine ein Zeichen dafür sein, dass der Hund mit der aktuellen Dynamik unzufrieden ist und versucht, sie zu seinen Gunsten zu ändern.

Ein Hund kaut und zieht auf seiner Leine.
Zahnschmerzen können der Auslöser dafür sein, dass dein Hund in die Leine beißt.

Zahnprobleme 

Oft sind aber auch Schmerzen im Mundbereich der Auslöser für dieses Verhalten. Dabei können nicht nur junge Hunde, die gerade zahnen, betroffen sein, sondern auch ältere Hunde mit Zahnproblemen. Wie du die Zähne deines Hundes richtig pflegst, erfährst du hier.

Falsche Ernährung

Eine unausgewogene oder unzureichende Ernährung kann zu Mangelerscheinungen führen, die das Wohlgefühl im Maul deines Hundes beeinträchtigen. Manchmal kann auch eine spezifische Empfindlichkeit oder Allergie gegenüber einer Zutat im Futter oder die Aufnahme von giftigen Lebensmitteln der Auslöser für Zahnprobleme sein. In diesem Fall solltest du unbedingt eine Tierarztpraxis aufsuchen, um schwerere Folgen zu verhindern. Die Unbehaglichkeit, die durch das Futter verursacht wird, führt dazu, dass der Hund nach einer Möglichkeit sucht, seine Irritation zu lindern und somit in die Leine beißt. 

Wie erkenne ich die Ursache?

Um das Beißen in die Leine in den Begriff zu bekommen, ist es wichtig, dass du herausfindest, welche der oben genannten Ursachen auf deinen Hund zutreffen. Diese Anhaltspunkte zeigen dir, ob es sich beim Beißen in die Leine eher um „Spielen“ oder um „richtiges“ Beißen handelt.

Ein kleiner Hund versucht in die Leine zu beißen.
Tritt das Beißen in die Leine nur vereinzelt auf handelt es sich um einfaches Spielen.

Normales Spielen

Ein gelegentliches Knabbern oder Spielen mit der Leine ist bei vielen Hunden ein gewöhnlicher Ausdruck der Neugier. Tritt dieses Verhalten nur sporadisch auf und ohne Begleitung von Stress oder Unbehagen gibt es keinen Grund zur Sorge.

Problematisches Beißen

Wenn dein Hund häufiger und intensiver in die Leine beißt, solltest du aufmerksam werden. Möglicherweise deutet das Verhalten auf ein tiefer liegendes Problem hin.

Wenn der Hund aggressiv an der Leine zieht und gleichzeitig darauf beißt, kann dies ein Zeichen von Stress, Frustration oder Dominanz sein. Du erkennst das unter anderem an einer steifen und angespannten Körperhaltung und einer hoch getragenen steifen Rute. Auch das Knurren oder Jaulen können Anzeichen für problematisches Verhalten sein.

Handelt es sich bei deinem Hund um ein schwerwiegendes Problem, solltest du diese Anzeichen nicht ignorieren. Der Konflikt wird sich verstärken und die Bindung zwischen dir und deinem Hund stark beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall wird die alltägliche Gassirunde zur Unmöglichkeit und sogar das bloße Anleinen zur Herausforderung. Bevor es so weit kommt, suche dir Hilfe bei einer Hundetrainerin oder einem Hundetrainer, um einen individuellen und effektiven Trainingsplan zu erstellen und die Bindung zu deinem Hund nicht auf die Probe zu stellen.

Trainingstechniken gegen das Beißen in die Leine

Folgende Trainingstechniken können dir helfen, wenn dein Hund in die Leine beißt:

Ein Hund bekommt ein Leckerli.
Sobald dein Hund die Leine loslässt, kannst du ihm ein Leckerli geben.

Belohnungsbasiertes Training

Positive Verstärkung ist essentiell in jeder Form des Trainings. Grundsätzlich gilt, bei der Erziehung ruhig und positiv zu bleiben, auch wenn dein Hund etwas nicht versteht oder falsch macht. 

  • Positive Verstärkung: Indem du deinen Hund verbal lobst oder mit einem Leckerli und Streicheleinheiten belohnst, sobald er die Leine ignoriert oder loslässt, lernt er, dass das Nicht-Beißen positive Konsequenzen hat.
  • Clicker-Training: Ein Clicker kann verwendet werden, um den exakten Moment des gewünschten Verhaltens zu markieren und zu belohnen. Dies fördert schnelles und effektives Lernen.

Klare Kommunikation und Grenzen

  • Befehle: Ein klarer und konsistenter Befehl wie „Aus“ oder „Nein“ kann dem Hund zeigen, dass das Beißen unerwünscht ist. Verwende diesen Befehl konsequent und wechsel nie das Kommando, um deinen Hund nicht zu verwirren.
  • Körperliche Signale: Manchmal reicht ein einfacher Handwechsel oder das straffe Halten der Leine, um dem Hund zu signalisieren, dass das Beißen nicht erlaubt ist.

Umgang mit aggressiven Verhaltensweisen

Wenn das Beißen in die Leine mit Aggressivität einhergeht, erfordert dies besondere Aufmerksamkeit.

  • Erkennung: Aggressives Verhalten sollte frühzeitig erkannt und nicht ignoriert werden, da es sich verschlimmern kann.
  • Professionelle Hilfe: In solchen Fällen ist es oft ratsam, eine/n Hundetrainer*in oder deine Tierärztin oder Tierarzt zu konsultieren. Sie haben das Fachwissen, um die Ursachen der Aggressivität zu diagnostizieren und einen spezialisierten Trainingsplan zu erstellen.
  • Vermeidung von Bestrafung: Strafen oder aggressive Gegenmaßnahmen verschlimmern das Problem. Ein sanfter, aber konsequenter Ansatz ist meist effektiver. Der Lernprozess jedes Hundes ist individuell und kann ab und an zum Stillstand kommen. Solltest du jedoch über einen längeren Zeitraum keine Fortschritte machen, wende dich an eine/n Hundetrainer*in oder eine Hundeschule. Dort kann dir mit professionellen Übungen und Methoden geholfen werden.

Zusammengefasst

Mit einem angemessenen Umgang mit aggressivem Verhalten und einem effektiven Trainingsansatz kannst du die Herausforderung angehen und den täglichen Spaziergang wieder genießen. Es erfordert Geduld, Konsequenz und das Verständnis, dass jeder Hund einzigartig ist und einen individuellen Ansatz benötigt.

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